Praestant - Orgelmusik für viele Gelegenheiten

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Altenglische Orgelmusik

Während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mussten die Orgelbauer England verlassen, um am Kontinent zu arbeiten.
Die Puritanismus nahm immer mehr zu und wandte sich gegen die Einsatz der Orgel im Gottesdienst. Dies ist mit ein Grund, dass die englischen Orgeln auch in den großen Kathedralen meist sehr klein disponiert waren.

Wie es sich später zeigte war diese Entwicklung für den englischen Orgelbau auch sehr fruchtbar.
Mit der Rückkehr Englands zur Monarchie gegen Ende des 17. Jahrhunderts kehrten auch die Orgelbauer wieder vom Kontinent zurück. Und sie brachten dabei neue Ideen und neue Register-Bauformen für den englischen Orgelbau mit, die sie zunächst in Frankreich oder Holland kennengelernt und erprobt hatten.
Insbesondere brachten sie vom Kontinent neue Erfahrungen mit den Zungenregistern, Mixturen und Mutationen mit.
Sesquialtera, Trompete und Kornett wurden im 18. Jahrhundert zu wichtigen Standardregistern englischer Orgeln.

Die Abbildungen einiger historischer Orgeln aus England mögen eine erste kleine Einstimmung in die angebotene Musik dieses Heftes sein. Ein besonderer Hinweis gilt den Prospektpfeifen.


Renatus-Harris-Orgel von 1744
in St. Botolph, Aldgate

Konnte man früher die unterschiedlichen Manuale nicht miteinander koppeln, denn die unterschiedlichen Manuale hatten unterschiedliche Tonhöhen sowie ebenso unterschiedliche Stimmungen, so wurde diese Tradition nach 1660 grundlegend geändert.
Und nicht selten wurden die zweimanualigen Orgeln um ein drittes, einem Echowerk oder Schwellwerk ergänzt.
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Orgel eines unbekannten Orgelbauers
aus dem späten 17. Jahrhundert, 1840 wieder aufgebaut
in der St. Michael's Church, North Yorkshire

Das Kornett-Register begann in der Regel mit c1 oder cis1, so konnte man auf dem gleichen Manual Kornett mit der rechten Hand als Soloregister nutzen, während die linke Hand entsprechend "tief" die Begleitung spielte.


Diese Orgel wurde ermutlich um 1850 erbaut,
sie steht in der St. Gabriel's Church, Morcombelake.

Nachdem die englische Republik unter Cromwell 1660 endete und die Monarchie gleichzeitig zurückkehrte, stieg auch wieder die Nachfrage nach neuen Kirchenorgeln an.


John-Byfield-Orgel von 1765
in der St. Mary's Rotherhithe Church, London

Nicht nur der vom Kontinent beeinflusste Orgelbau sondern auch die englische Tastenmusik, insbesondere Orgelmusik änderte mit dem 18. Jahrhundert ihre Ausrichtung.

Man weiß heute z.B., dass die englischen Komponisten Matthew Locke (1622 - 1677) und John Blow (1649 - 1708) die Kompositionen von Girolamo Frescobaldi (1583 - 1643) und J.J. Froberger (1616 - 1667) sehr gut gekannt haben müssen, denn sie lobten die Werke dieser Komponisten in verschiedenen Veröffentlichungen. Ferner wurden Passagen von Frescobaldi in den Orgelwerken Blows wiedergefunden. Das erinnert z. B. an Joh. Seb. Bach oder an Joh. G. Walther, welche beide ebenfalls auch die Musik italienischer Meister studiert und deren Orchesterwerke für die Orgel übertragen hatten. Der Umgang der italienischen Komponisten mit Dissonanzen und Vorhalten machte in England immer wieder besonderen Eindruck.


Samuel-Green-Orgel von 1791
in St. Botolph Aldersgate, London

Neben der Tradition Musikstücke als einzelne Sätze zu komponieren, fing man in England nun an, Musikstücke (z.B. ein Voluntary) auch in stilistisch verschiedene Sätze zu untergliedern. Die einzelnen Sätze wurden dann aber weder mit Registrierungsvorgaben noch mit Tempo-Angaben oder dynamischen Angaben versehen. Lediglich einige Überschriften, z. B. Trumpet-Voluntary oder Cornet-Voluntary gaben vereinzelt spezielle Hinweise.
Viele Randbemerkungen zu den Stücken lassen erkennen, dass diese Kompositionen sowohl für die Orgel als auch für das Cembalo und später auch für das Pianoforte gedacht waren.
Auch dies gilt es bei der Interpretation Altenglischer Orgelmusik zu bedenken.

Im weiteren Verlauf des 18. Jahrhunderts zeigte es sich, das der spätbarocke Concerto-Stil auch auf den englischen Orgelemporen immer mehr Einzug hielt.
Aber die Virtuosität mancher schneller Sätze fand unter den Zeitgenossen auch heftige Kritiker.
So schrieb Arthur Bedford einmal: "Discords are like some sharp sawces, which whet the appetite, and make the meat relish the better .. . . This art hath languish'd since the death of Dr. Blow."

(Frei übersetzt etwa: Dissonanzen sind wie würzige Soßen, die den Appetit wecken und das Fleisch im Geschmack veredeln ... . Diese Kunst ist seit dem Tode von Dr. Blow verschwunden.)

Dieser Text wird in regelmäßig ergänzt.


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